“Auch wenn das Schicksal hart zuschlägt muss es nicht vorbei sein mit dem Wohnmobil zu verreisen.”

Ralf Blaurock ist leidenschaftlicher LKW Fahrer gewesen, bis ihn ein schwerer Motocross Unfall ins künstliche Koma schickte. Dann bekam er einige Zeit später, bei einer ambulanten OP eine Schlaganfall, wodurch er nun halbseitig gelähmt ist.

Das Leben gibt Ralf keine einfachen Aufgaben, doch er lässt sich nicht unter kriegen und kämpft weiter, bzw. reist weiter. Diesen Traum lässt er sich nicht nehmen!

Wir wollten gemeinsam das Interview durchziehen, doch auf Grund des Schlaganfalls leidet Ralf nun an einem Sprachfehler, welches ihm leider nicht ermöglicht, ein gesamtes Interview zu führen. Da er aber so sympathisch ist, super tolle und praktische Tipps auf Lager hat und wie ich finde, seine Story total motivierend ist, haben wir uns was anderes überlegt.

Somit habe ich Ralf fragen geschrieben, die er mir schriftlich beantwortet hat. Doch da das hier auch ein Podcast ist, dachte ich mir, ich spreche die Fragen und antworten einfach ein. 😉

Viele Spaß bei dieser Folge

Peace & Love
Dein Mogli

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Name

Ralf Blaurock

Herkunft

Deutschland/ Thüringen

Alter

54 Jahre

Um direkt ins Thema zu steigen, wie sah dein Leben vor 2001 (deinem schweren Motocross Unfall) aus?

Vor meinem Motocross Unfall war ich schon 2 Jahre begeisterter Mobilist (vorher Wohnwagen) und war beruflich als LKW-Fahrer in vielen Ländern Europas tätig. Der Beruf als Trucker war für mich mein Ein und Alles, danach wurde alles anders.

Beschreib doch kurz die Zeit und die Ereignisse, die dein Leben drastisch verändert haben?

Der Motocross Unfall, der mich nicht nur fast mein Leben kostete (5 Woche Koma), sondern es kostete mich auch fast 2 Jahre, bevor ich wieder einen PKW fahren durfte. Dann habe ich auch wieder als Fahrer gearbeitet und habe Ziele gehabt. Als nächstes Ziel wurde 2004 wieder ein Wohnmobil zugelegt und der Bootsführerschein auf der Insel Rab/ Kroatien bestanden. So lebte ich zufrieden, wie man eben so schön sagt: “Mit Benzin und Diesel im Blut”. Aber dann 2008 kam der nächste Schicksalsschlag. Ich hatte 14 Tage bevor wir wieder mit dem Wohnmobil nach Kroatien wollten (Campingplatz war schon reserviert) bei einer ambulanten OP, zwei Schlaganfälle und dieses mal war es noch schlimmer als beim Unfall. Ich war rechts gelähmt, konnte nicht sprechen und war ein 100%iger Pflegefall, also ich konnte mich nicht einmal im Bett drehen. Danach war ich 17 Wochen in der REHA- Klinik, davon über ein viertel Jahr an den Rollstuhl gefesselt, ich habe es aber trotz Rückschläge (Stürze mit schmerzhaften Brüchen) geschafft den Rollstuhl wieder zu verlassen und auch das sprechen habe ich wieder gelernt. Auch wenn das Ergebnis nicht so ganz befriedigend ist, kann ich mich aber selbst fortbewegen und mich artikulieren.

Was hat dir den Mut und die Kraft gegeben, weiter zu machen um wieder dort sein zu können, wo du heute bist?

Den Mut und die Kraft hat mir der Rückhalt meiner Familie, besonders meiner lieben Frau gegeben. Die Motivation für mich, dass ich mich nicht aufgebe und in Selbstmitleid verfalle war das Wohnmobil, weil ich die Freiheit genießen wollte. Denn einen Monat vor den Schlaganfällen hatten wir uns einen neuen Hymer Van angeschafft und mit diesen bin ich leider nur 300km gefahren. Ich wollte den Van unbedingt wieder fahren, aber leider wurde nichts draus, weil er kein Automatikgetriebe hatte, also stand ein Automatik- Wohnmobil an. Aber erst einmal musste ich meinen alten Führerschein umschreiben lassen und deswegen habe ich schon in der REHA darauf gedrängt, eine Fahrprobe bei einer Behindertenfahrschule machen zu dürfen. Das war aber noch lange nicht alles. Erst einmal musste ich in unserer Fahrerlaubnisbehörde einen Antrag auf Umschreibung der Fahrerlaubnis stellen und von dort aus wurde alles koordiniert. Ich musste ein Augenärztliches Gutachten vorlegen, ein Gutachten vom Neurologen mit verkehrsmedizinischer Qualifikation (eine Art MPU), dann noch 20 Fahrstunden bei einer Behindertenfahrschule und zum Schluss eine Fahrprüfung beim TÜV. Das war sehr mit Kosten verbunden, aber es hat sich gelohnt und mitnehmen kann einmal nichts.

Wie lebst und reist du heute?

Ich lebe mit meiner Familie in einem Dorf in der Rhön und habe im Nachbarort dreimal die Woche Therapien. Meine Mobilität gestalte ich mit einem acht Jahre alten, angepassten Meriva (Automatik, links Gas und Knauf am Lenkrad/ Multicommander) und den gleichen Umbau hat auch unser jetziges Wohnmobil, ein 2010er Bürstner Nexxo. Mit diesen fahren wir ca. 6000km im Jahr, auf mehreren Kurzreisen und 1-2mal reisen wir mit Zwischenstopps in Bayern, Österreich, Slowenien, nach Kroatien.

Welche Vorkehrungen triffst du, bzw. müssen getroffen werden, damit du so reisen kannst, wie du reist? (Medikamente, Hilfe unterwegs, etc.)

Ich reise nur in der EU und plane alles so, damit nichts schiefgeht. Deshalb nehme ausreichend Medikamente mit und alle wichtigen Telefonnummern der Länder sind im Handy abgespeichert. Meine Frau ist auch immer mit an Bord und ich empfehle jeden der mit anderen Voraussetzungen auf Reisen geht, eine Begleitperson mitzunehmen.

Du hast einen Blog. Wie heißt er und was möchtest du mit diesem Blog bezwecken? Was ist die Intension hinter diesem Blog?

Reisemobil trotz Handicap heißt mein selbstloser Blog. Da es im Netz für dieses wichtiges Thema kaum Informationen gibt habe ich es mir als Betroffener und Insider zur Aufgabe gemacht, Mut zu machen. Auch wenn das Schicksal hart zuschlägt muss es nicht vorbei sein mit dem Wohnmobil zu verreisen. Denn nur wenige Nichtbetroffene wissen worauf es ankommt und ein bisschen Aufklärung schadet keinem.

Was kannst du Menschen mitgeben, die ein Hindernis (Behinderung, etc.) in ihrem Leben haben aber trotzdem reisen wollen?

Es gibt für vieles Lösungen, man muss nur danach suchen.

Wofür bist du heute besonders Dankbar?

Das ich noch lebe und das ich mein Leben trotz Handicap mehr & weniger genießen kann.

Was bedeutet für dich Freiheit?

Freiheit bedeutet für mich ein friedliches Miteinander, Gesundheit, Wohnmobilreisen, Camping und die Freikörperkultur. Menschen die der Freikörperkultur nachgehen sind alle gleich, da wird der Artikel 3 des Grundgesetzes groß geschrieben und FKKler gehen auch ganz locker mit Behinderung um.

Was ist eine Lebensweisheit, die du den Zuhörern/Lesern mitgeben kannst?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Also wenn euch ein Schicksalsschlag widerfährt, dann nur nicht aufgeben!!!

 

Vielen herzlichen Dank an Ralf für seine Offenheit und die Kraft, mit der er seinen Weg geht und so vielen Menschen zeigt, es ist möglich und es lohnt sich! <3

SHOWNOTES

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Intro eingesprochen von Thilo Vogel, dem Dachzeltnomaden.
Er freut sich immer über eine Nachricht:
Vogel Adventure
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