Reisen mit Hund | Text verfasst von Anna Schlüter | www.bombero.travel.com

Anna gibt dir wertvolle Tipps & Tricks aus ihren eigenen Erfahrungen an die Hand. Mit ihrer Lotta sind sie unterwegs und bereisen aktuell Europa.

Für mich, als nicht mit Hund Reisender war das Gespräch mit Anna super interessant und ich bin davon überzeugt, das wenn du auch vor hast mit Hund in deinem Fahrzeug zu reisen, du viel aus diesem Interview mitnehmen kannst.

Anna war außerdem so freundlich und hat eine Checkliste für dich erstellt. Diese kannst du dir herunter laden und ausdrucken, indem du einfach auf das Bild im Text klickst.

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Reisen mit Hund – ist das wirklich so schön, wie es auf Instagram erscheint? Ja, es ist wunderbar, verbindet ungemein und schafft Erinnerungen und Erfahrungen, die ich nie wieder missen möchte.

Ein glücklicher Hund, der am Meer entlang wetzt, sich voller Wonne über Wiesen robbt und ungebetene Gäste vom Wagen fern hält. Perfekt!

Und da ist es dann, das immens wichtige ABER! Es funktioniert prima, aber…es bedarf zusätzlicher Vorbereitungen, einiger Kompromisse und dem essentiellen Wissen und Verständnis, dass ein Lebewesen an Bord kommt, welches sich 110% auf dich verlassen können muss.

Im Podcast-Gespräch mit Mogli haben wir viele Aspekte des Reisen mit Hund besprochen, die hier im Text zum entspannten Nachlesen aufgeführt sind. Als kostenlosen Download findet ihr eine Checkliste, die als Basis für die Vorbereitung der Reise mit eurem Hund dient.

Wirklich wichtig ist es an dieser Stelle deutlich darauf hinzuweisen, dass natürlich jeder Hund und eben auch jedes Reiseziel anders ist. Daher enthält die Checkliste reine Basisinfos und sollte auf keinen Fall ein Ersatz für weitere Recherche zu den geplanten Zielen und den speziell Bedürfnissen eures Hundes sein!

Reiseapotheke und nötige Dokumente

Neben den Punkten, was in eine Reiseapotheke gehört und welche Dokumente ihr auf jeder Reise mit dem Hund dabei haben solltet (siehe Checkliste), gibt es z.B. die Frage, welche Versicherungen Sinn machen.

Wir haben unsere Haftpflicht für den Hund bestehen lassen, da sie auch im Ausland gültig ist. Eine Krankenversicherung haben wir nicht abgeschlossen, dies nach dem Unfall, bei dem Lotta sich ernsthaft an der Kralle verletzte und wir einige schicke Scheine zahlen mussten, ein wenig bereut.

Bei Kosten von monatlich ab ca. 20€ bis zu weit über 50€, entschlossen wir uns trotzdem zu einer „Lotta Rücklage“, anstelle einer Versicherung.

Reisen mit Hund - Checkliste

Checkliste | Reisen mit Hund | Hier downloaden

Hilfreich waren Gespräche mit unserem Tierarzt, der unseren Hund medizinisch gut kennt. Er empfahl für konkretere Infos zu den einzelnen Ländern z.B. www.petsontour.de, was es auch praktisch für die Reise als App gibt.

Wer eher gedruckte Dokumente mag, der kann sich z.B. beim ADAC die Infobroschüren je Land abholen – hier gibt es auch immer eine Sparte zur Einreise mit Haustieren.

Am verlässlichsten, gerade bei evtl. für die Einreise als schwieriger bekannten Ländern, sind die jeweiligen Botschaftsseiten (für Norwegen z.B. hier).

Gesetz und Realität sind oft nicht dasselbe, jedoch empfiehlt es sich lieber mehr, als weniger dabei zu haben. Tragt im gewohnten Umfeld alle Dokumente und Impfungen zusammen – denn ist man erst unterwegs, wird es aufwendiger.

Tierärzte sind häufig weit voneinander entfernt und um „mal eben ein Dokument“ zu organisieren, sind plötzlich viele Kilometer zu fahren.

Es sind sich aus meiner Sicht auch einige Impfungen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus empfehlenswert. Man trifft auf der Reise stetig viele andere Hunden, viele davon ohne jeglichen Impfschutz und nicht selten offensichtlich erkrankt.

Basisinfos zu möglichen Impfungen findet ihr hier – bitte lasst euch aber von Experten beraten und stellt sicher, dass z.B. keine Vorerkrankungen vorliegen, die eine Unverträglichkeit auslösen könnten!

Adoption von Hunden während der Reise

Solltet ihr im Ausland einen Hund adoptieren, so kennen sich lokale Tierheime und verantwortungsvolle Hilfsorganisationen i.d.R. gut mit nötigen Schritten aus – generell gilt aber genau das gleiche wie für Hunde, die mit euch aus Deutschland aus- und einreisen: EU Heimtierpass, Chip zur Erkennung (neue Tätowierungen sind nicht ausreichend) und die essentielle Tollwutimpfung (bei Welpen ab der 12. Woche und min. 21 Tage her | bitte nötige Auffrischung/Wiederholung beachten!) mit dem entsprechenden Nachweis (Tollwut Titer).

Die Fragestellung, ob man generell (Straßen-)Hunde aus dem Ausland adoptieren sollte, führ unweigerlich zu riesigen Diskussionen und es gibt -vollkommen gerechtfertigt- viele Meinungen dazu.

Um es generell zu halten: es muss euch vollkommen und 100% klar sein, dass ihr über den gesundheitlichen Zustand (bzw. dessen Geschichte), Erbanlagen und gemachte Erfahrungen nichts wisst.

Das heißt, es ist möglich, dass ihr ggf. langfristig Kosten für Behandlung von ernsthaften Krankheiten, Unverträglichkeiten oder ähnlichen Überraschungen tragen müsst (was aber auch bei Hunden aus/in Deutschland passieren kann).

Verhalten und Entwicklung nach der Rückkehr in den Alltag in z.B. einer deutschen Großstadt, kann sich als echte Herausforderung erweisen – Hunde, die um ihr Überleben und für Wasser und Nahrung kämpfen mussten, bringen andere Erfahrungen mit, als ein wohlgehüteter Welpe eines verantwortungsbewussten Züchters.

Das erlebten (und erleben wir) aus erster Hand mit Lotta, die als Welpe aus dem Berliner Tierheim zu uns kam.

Wer sich dessen bewusst ist und bereit ist damit zu arbeiten, der legt den Grundstein für eine wirklich langfristigen Beziehen zum Hund – auch wenn es schwierig wird.

Süße Welpen einpacken, aber dann im Alltag weder Lust noch Zeit haben sich den Herausforderungen zu stellen, oder als nächstes Reiseziel Burma mit dem Rad zu planen, ist schlichtweg keine Basis für eine erfolgreiche Adoption.

Und somit auch keine Hilfe für den Hund – egal wie herzzerreißend er einen anschaut und wie sehr man denkt, dass alles besser sei als den Hund vor Ort zu lassen.

Die Alternative kann immer auch die Kontaktaufnahme zu lokalem, verantwortungsvollem Tierschutz sein. Ich kenne erfolgreiche und wunderschöne Geschichten von Adoptionen aus dem Ausland.

Es ist schlicht und einfach wichtig zu wissen, dass sich daraus unerwartete Herausforderungen ergeben können, denen ihr bereit sein müsst Euch langfristig (!) zu stellen.

Reisen mit Hund - Checkliste

Checkliste | Reisen mit Hund | Hier downloaden

Vor der Abreise

Ich kenne Junghunde und Greise, die erfolgreich mit auf der Reise unterwegs sind. Allerdings gibt es m.E. Zeitpunkte die sich besser eignen als andere.

Einem Welpen helfen ruhige und gleichmässige Strukturen und die Möglichkeit sich an ein neues Zuhause und Menschen zu gewöhnen. Auch Menschen benötigen Zeit ihren Hund kennenzulernen.

Je besser man seinen Hund kennt, desto besser weiß man, wenn etwas in Schieflage gerät, wie man am besten unterstützt und wann z.B. Schwierigkeiten anstehen.

Bei einem älteren Hund muss man sich schlicht und ergreifend auf langsameres Tempo, mehr Ruhephasen und eventuell auftretende gesundheitliche Probleme einstellen – es kann mit der Wanderung Berg auf und ab alles prima laufen, aber es kann auch einfach nicht mehr klappen „wie früher“ – dann braucht es den bereits erwähnten nötigen Kompromiss. Alles machbar.

Empfehlenswert finde ich trotzdem die Reise mit dem Hund im mittleren Alter.

Man kennt seine Eigenarten, gesundheitliche Herausforderungen werden i.d.R. schneller verpackt und der aktive Lebensstil eines „typischen Vanlifers“ spiegelt die Bedürfnisse von Bewegung und neuen Erfahrungen eines jüngeren Hundes ideal wider.

Je besser ihr -egal wie alt- euren Hund kennt, desto sicherer wird die Reise für alle Beteiligten. Konkrete Fragen und Schwierigkeiten, die wir vor der Abreise kannten und absehen konnten, haben wir mit zwei Hundetrainerinnen besprochen.

Man lernt schließlich nie aus und warum sollte man sich nicht unterstützen lassen?

Lotta liebt Autofahren. Sie hat sich auch während Reisen nach Schweden sowie Frankreich, in unterschiedlichsten Klimabedingungen, auf längeren Autofahrten wohl gefühlt.

Wir haben trotzdem die Route so geplant, dass wir in den heißen Monaten des Jahres nicht in den heißesten Regionen Europa eintrafen – auch wenn wir gegen etwas mehr Strandleben eigentlich nichts einzuwenden gehabt hätten …

Da ist er wieder, der zu ziehende Kompromiss aus Rücksicht auf alle Mitreisenden. Es gibt schlichtweg Hunde, die sich einfach nicht wohlfühlen im Wagen. Man kann mit Hilfe von Training daran arbeiten.

Wenn man sich vor der Abfahrt nicht über solche Schwierigkeiten bewusst ist, wird es jedoch für alle unnötig stressig. Testet also die Freude und das Wohlfühlen eures Hundes bei dem was ihr vor habt – bevor ihr abfahrt.

Es gibt einige Blogs, die sich dem Thema „Reisen mit Hund“ ebenfalls widmen. Erkundigt verschiedene Perspektiven – schließlich gibt es unterschiedlichste Erfahrungen und Empfehlungen.

Es gibt gute und weniger gute, bzw. weniger aktuelle Blogberichte zum Thema – sauber und sehr detailliert recherchiert finde ich z.B. Abenteuer Unterwegs. Nima hat viel Erfahrung von Reisen mit Hund und ist vor Ort des öfteren in Kontakt mit lokalen Tierschutzorganisationen.

Im englischsprachigen Umfeld gefällt mir der Bericht von Jayme und John, den beiden Gnomads, allerdings ist klar, dass es sich hier um Vanlife mit Hunden in Nordamerika handelt.

Reisen mit Hund - Checkliste

Checkliste | Reisen mit Hund | Hier downloaden

Während der Reise

Zu viel sollte man zu der Zeit während der Reise gar nicht sagen – diese Erfahrungen werden sich sehr, sehr unterschiedlich gestalten. Wichtig finde ich die Erkenntnis, dass auch der Hund Pausen und Rückzugsmöglichkeiten benötigt.

Auch wenn Lotta am liebsten den ganzen Tag erkunden und rennen würde – wir merken: nach anstrengenden Wanderungen oder spannenden Begegnungen mit Menschen und Tieren ist für sie genauso Ruhe nötig, wie für uns.

Ausserdem achten wir darauf, dass wir wichtige Signale und Abläufe weiterhin mit ihr trainieren und sie nicht nur körperlich, sonder auch geistig fordern.

Egal wie gut oder routiniert manche Ansagen laufen – wir müssen uns darauf verlassen können. Da können wir sowie die Hunddame gerne immer wieder kleine Trainingseinheiten einlegen…

Drei Dinge, die wir auf der Fahrt gelernt haben:

1. Futter

Es gibt fast überall Trockenfutter. Aber eben nur fast und auch teilweise von bescheidenster Qualität. Wir packen also größere Mengen ein, wenn wir etwas passendes finden, ergänzen alles regelmässig mit z.B. gut portionieren und wechselnden Snacks* (Kopfhaut, Ziemer, Lunge, Pansen, Eier, Karotten, Äpfel usw.). Wir füttern Lotta zwar selber kein Rohfleisch (barfen), aber aus meinen Beobachtungen sollte dies durchaus (mit Sprachkenntnissen und Organisationstalent) in den meisten Ländern möglich sein.

2. Straßenhunde

Wir treffen sie fast überall, seitdem wir in das südlichere Europa gekommen sind. Der Großteil ist interessiert und gewöhnt sich rasch an unsere Feuerwehr, uns und auch Lotta. Oft sind es richtig gute Spielkameraden, die Lottas Körpersprache sauber lesen und Abstand nehmen, wenn von ihr gewünscht. Ich bin allerdings froh, dass wir sie breit geimpft haben…

Manchmal fällt die Begrüßung allerdings deutlich weniger freundlich aus und ein Pack in Albanien griff Lotta an – wir hatten die Nähe eines Müllcontainers (Essenresource) übersehen… Seither achten wir sehr darauf, wo und wie wir mit Lotta laufen. In Gebieten mit weniger freundlichen Hunden, gehen wir zusammen unsere Runden. Wenn es dann wirklich mal brenzlich wird, gehe ich mit Lotta vor und aus der Situation raus, während Sebastian uns vor aggressiven „Nachläufern“ abgrenzt – zur Not auch mit deutlichen Mitteln, wie das Anheben eines Stocks oder Steins. Die Geste alleine macht bei auf der Straße lebenden Hunden Eindruck, so dass selbst sehr hartnäckige Kollegen irgendwann aufgeben und keine wirkliche Aktion nötig wird. Zum Glück!

3. Städte

In fast allen Ländern außerhalb Deutschlands ist es vollkommen unüblich einen Hund so eng am Leben teilhaben zu lassen, wie in Deutschland. Während wir trotzdem gerade im Norden und Nord-Osten oft auch mit Hund in Städten oder gar Cafés (Restaurants eher selten) willkommen waren, wurde dies zunehmend im Süden-Osten/Süden Europas weniger. Hunde sind Nutztiere, die fast ausnahmslos auf dem Grundstück oder dem Garten gehalten werden. Bei Besuchen einen Hund mit in die Wohnung zu nehmen oder auch nur durch die Innenstadt zu laufen, ist nicht nur unüblich sondern nicht willkommen – und daher nicht empfehlenswert. Es wird für Hund und Besitzer zum puren Stress. Plant und trainiert also entsprechend ein, dass der Hund auch mal im Wagen bleiben kann, bzw. muss. Natürlich ist dies nur im entsprechenden Umfeld und bei akzeptablen Temperaturen möglich! In allen anderen Fällen kommt, noch ein letztes mal, mein Hinweis auf den nötigen Kompromiss: in diesem Fall muss eben einer beim Hund bleiben.

Das sind sie also, die Informationen zum Thema „Reisen mit Hund“, aus unseren eigenen Erfahrungen und den vielen Gesprächen mit den anderen Vanlifern, die mit Hunden unterwegs sind!

Ich habe bisher niemanden getroffen, der -egal wie groß, klein, alt oder jung der Hund war- jemals wieder ohne Hund reisen wollte. Es ist eine große und gut abzuwägende Entscheidung – Reisen mit Hund: ja oder nein?

Viel Verantwortung, einige Kompromisse und man macht sicherlich andere Erfahrungen, als jemand der ohne Hund reist. Wir würden es nicht anders machen und sind ziemlich sicher, dass wir auch Lotta mit der Entscheidung zur Reise glücklich gemacht haben!

 

Hast du bereits Erfahrung unterwegs mit einem Hund machen können? Oder hast du noch weitere spannende & hilfreiche Tipps? Dann ab damit in die Kommetare.

 

Peace & Love
Dein Mogli

 

SHOWNOTES

 

Teil 2 des Interviews mit Anna -> Hier entlang

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Intro eingesprochen von Thilo Vogel, dem Dachzeltnomaden.
Er freut sich immer über eine Nachricht:
Vogel Adventure
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